Datenreisebericht BuTa Anhoerung

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Liebes Chaos

Nach der unglaublichen Bewußtseinserweiterung gestern bei der Anhörung im BuTa hier ein kleiner Kommentar.

Die geladenen Sachverständigen waren:

Dr Anja Bundschuh Kirchmedia GmbH

Christine Feil Deutsches Jugendinstitut

Thorsten Grothe Verband Privater Rundfunk- und Telekommunikation e.v.

Cornelius von Heyl und Friedemann Schindler Jugendschautz.net

Folker Hönge FSK

Irene Johns Deutscher Kinderschutzbund e.v.

Elke Monssen-Engberding BPjS

Dr. Wolfgang Schulz Hans-Bredow-Institut für Medienforschung

Werner Sosalla Direktor Landesmedienanstalt Saar

Dr. Arthur Waldenberger FSM

und ich... ;-)

Es ist schon interessant, wie´s da so zugeht... Während sich dei Abgeordenten mit Kaffee und Kuchen in großen Mengen versorgen sitzen die Sachverständigen fast 4 Stunden auf dem Trockenen...

Wie auch immer nachdem wir die Stellungnahme -auch ohne Andy (&%$§"!****'#!!;:*?*&%%***!!!!!!)- noch rechtzeitig dem BuTa gemailt hatten (Dank an Frank Ro, Tim und Wau), hatte jeder Sachverständige 3-5 Minuten Zeit, die Highlights des Statements nochmal zu benennen. Natürlich überzogen alle, aber viel Platz war nicht, um seine Position ausreichend zu vertreten.

Da bereits die Frau vom Jugendinstitut auf Zensur und Werbebanner eingegangen war ("wer kontrolliert die Kontrolleure?", bezog ich mich hauptsächlich auf die Unsinnigkeit von Filtern und die Gefahr damit weltweite Zensur-Infrarstruktur zu schaffen. Dabei habe ich versucht einigermaßen sachlich mit der COPA-Untersuchung zu argumentieren (www.copacommission.org), eine us-amerikanische Studie die dem Kongress vorgelegt wurde und Filtersoftware nicht gerade empfiehlt ;-)

Ferner sprach ich noch den Punkt der Nicht-Veröffentlichung der Entscheidungen der Bundesprüfstelle im Bundesanzeiger an (das ist geplant) und beschwor ein mittelalterliches Papst-Index-Szenario herauf. Ich sprach an, daß Untersuchungen über die tatsächliche Verbreitung des Bundesanzeigers unter Jugendlichen nicht vorläge und schlug vor, diese zuerst durchzuführen.

Dann kam noch was zu Medienmündigkeit, bessere Aufklärung der Bevölkerung etc... Viel mehr konnte ich nicht unterbringen, dachte ich doch auch nachher bei der Befragung noch zum Zuge zu kommen.

Dem war dann aber nicht so...Keiner fragte mich was :-( Das war umso schlimmer als ich da saß und dachte, daß könne doch alles nicht wahr sein...

Die Bundesprüfstelle und jugendschutz.net hatte ihre kleine Sammlung von "was es alles so schlimmes im Netz gibt" (wir nannten das auch Fickbildchen) zusammengestellt und die Abgeordneten, die anscheinend noch nie im Netz waren,

waren so entsetzt, daß sie am liebsten das ganze Internet abgeschafft hätten. Ob man denn nicht die Leute daran hindern könne, sowas aufzurufen? Der Untergang des Abendlandes und all dies.

Erstaunlich, mit was für einfachen, plakativen Sachen man Leuten eine höchst eingeschränkte und reduzierte Sicht auf Dinge vermitteln kann.

Leider kann man Zensur so schlecht abbilden, so daß die Fickbilder-Präsentation ihre Wirkung nicht verfehlte. Dann wurden noch bewahrpädagogische Studien zitiert, die belegen sollten, daß wenn man solche Bilder sieht man sofort seinen Hamster vergewaltigt. Natürlich kam auch wieder die USA-Schul-Geschichte wo junge Menschen, nachdem sie ein entsprechendes Video-Spiel gespielt haben, ein Massaker in der Schule angerichtet haben.

Insgesamt war ich von der unkritischen Rezeption und der weitgehenden Medien-Unkenntnis der Abgeordneten doch ein wenig erschüttert. Die Sachverständigen selbst hielten vielfach auch nicht so viel von Filtern, allerdings setzen viele auf weitere technische Entwicklung und es herrschte eher die Meinung "na, schaden kann´s ja nicht" vor.

Die Abgeordneten schienen sich der sie überrollenden Schmuddelecken im Internet hilflos gegenüber gestellt und eine Suche nach einfachen Schein-Lösungen, wie z.B. Filter schien herbeigesehnt.

Leider konnte ich da nix mehr zu sagen und saß unruhig auf meinem Stühlchen und hoffte, noch etwas gefragt zu werden.

Insgesamt also ernüchternd und nicht besser als bei irgendwelchen Pädagogen-Tagungen, wo alle nur "das Beste" wollen.

Der ccc wurde ja von der PDS-Fraktion vorgeschlagen und der Abgeordnete will weiterhin mit uns zusammenarbyten und sich um Bewußtseinserweiterung bemühen.

Jugendschutz.net hat mich auch angesprochen, nachdem Andy sie anscheinend nicht mehr lieb hat, versuchten sie´s nun bei mir und wollen irgendwelche Interviews auf ihren Webseiten mit Experten führen (also mir oder Andy oder so). Habe nicht so lange mit dem Menschen gesprochen, höre erstmal, was da kommt... Weiß aber nicht, ob das in unserem Sinne sein kann. Abwarten.