Der kleine Abhörratgeber

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Der kleine Abhörratgeber Computernetze, Telefone, Kameras, Richtmikrofone inkl. Diskette mit Verschlüsselungsprogramm

Ein kleines Buch für einen nicht ganz kleinen Preis. 20 DM für 150g Buch will der freundliche Buchhändler haben. Ursprünglich ist dieses Buch unter dem Titel "De muren hebben oren" in den Niederlanden erschienen. Die Autoren der Originalausgabe sind nicht unbekannt: Hack-tic war das niederländische Pedant zu der deutschen Hackerzeitschrift Datenschleuder und Vorläufer des Internetproviders xs4all. Backslash versucht Bürgerbewegungen die Nutzung von Technik nahezubringen und Jansen & Janssen versucht Informationen über Polizei- und Geheimdienstliche Aktionen zu archivieren.

Das Autorenkollektiv "Keine Panik" hat den Text übersetzt, aktuellisiert und den deutschen Verhältnissen angepaßt. Das klingt alles in allem nach Kompetenz. Das Buch empfielt sich selber mit der folgenden Begründung:

All jenen, die sich das Recht herausnehmen wollen, unzensiert und unbeobachtet vom "Großen Bruder" zu kommunizieren, wollen wir dieses Buch ans Herz legen. Außerdem ist es wirklich nicht teuer und auf dem Umschlag steht in freundlichen Buchstaben KEINE PANIK.

Nach dem Vorwort und einer Einführung in die politische Lage bezüglich Überwachung, werden nacheinander die verschiedenen Ansatzpunkte für Überwachung durchgegangen. Das Abhören von Räumen, Telefonverkehr, drahtlose Telefonsysteme, Pager (Funkrufempfänger), Funk und die Abstrahlungen von PC-Systemen werden behandelt. All diese Bereiche werden nicht ganz ohne Tiefgang und durchaus verständlich besprochen; es bleibt grundsätzlich nichts ungesagt, was gesagt werden müßte. Wo in's technische Detail gegangen wird, verwendet das Buch einen interessanten Gimmick: die Technischen Abschnitte haben Pfeile am Rand, wer diesen Pfeilen folgt, gelangt man zum nächsten Abschnitt und kann das (zu) technische leicht überlesen.

Nach der Behandlung dieser grundlegenden Techniken gibt es ein ausführliches Kapitel über Datenverschleierung, womit cryptographie und Steganographie gemeint ist. Nach einigen grundlegenden Ausführungen zum Thema werden die gängigen Verschlüsselungsverfahren erläutert: One-Way-Pad, DES, IDEA und RSA. Hier geht es ein bißchen durcheinander, beispielsweise wird PGP als eigener Algorithmus beschrieben. Warum der amerikanische Clipper-Chip unter Stichwort PGP behandelt wird, vermögen auch nur die Autoren zu sagen.

Nun folgen noch Beschreibungen von anonymen Remailern, Sprachverschlüsselung, und Kameras. Den Abschluß bildet ein Kapitel über die deutsche Überwachungspolitik und -realität.

Die beigelegte Diskette mit den Programmen PGP, Secure Drive und Stealth wirkt in Zeiten von Modem und Internet ein bißchen antiquitiert. Andererseits ist es vielleicht vom Sicherheitsstandpunkt aus durchaus sinnvoll, sein PGP auf nicht elektronischem Wege zu erhalten.

Abschließend kann gesagt werden, daß "Der kleine Äbhörratgeber" stellenweise ein bißchen chaotisch, dabei aber nie unübersichtlich ist und eine schnelle, breite Einführung in das Thema bietet.

Er liesse sich also jedem, der am Thema interessiert ist, empfehlen, wenn es nicht inzwischen recht veraltet wäre.

Backslash, Hack-tic, Jansen & Janssen, Keine Panik:
Der kleine Abhörratgeber Computernetze, Telefone, Kameras, Richtmikrofone
inkl. Diskette mit Verschlüsselungsprogramm
Edition ID-Archiv
144 Seiten, 20 DM
ISBN 3-89408-056-6


--DoobeeRTzeck