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Latest revision as of 16:00, 17 November 2004
DatenreiseberichtBruessel
Hier der Datenreisebericht Brüssel, 30.11.00 (ich wurde angefragt mitzufahren wegen KameraProjekt und so...)
Nach Ankunft, Abgefilme und Ausweiskriegen im EU-Parlament begab ich mich zum grünen Büro von Ilka Schröder. Man muß bemerken, daß die Nummerierung der Zimmer höchst bewußtseinserweiternd ist...
Wir fuhren dann sightseeingtour-mäßig mit Abgeordneten und Lobbyisten nach Calais und wurden dabei mit schlechtem Kaffee, Videofilmen und Gejammere der Transportunternehmer gequält.
Worum es geht: Flüchtlinge wollen nach GB (das nicht zum Schengener Abkommen gehört) und steigen dieserhalbunddesterwegen auf die LKWs und fahren mit rüber. Drüben müssen die Fahrer dann pro Flüchtling 2000 Pfund bezahlen, da sie als Schlepper angeklagt werden.
Die Fahrer sagen nun, sie könnten nix dafür und würden gar nicht merken, wenn die Leute auf ihren Wagen steigen.
Die Fahrer erledigen nun die Auswanderungskontrolle Frankreichs, um die Kohle nicht mehr zahlen zu müssen. D.h. sie versuchen alle LKWs auf Flüchtlinge zu kontrollieren, die nach GB wollen, um auszuschließen, das jemand mitfährt.
Wie machen sie das nun? Ich dachte an Infrarrot und weiß der Geier, aber alles ziemlich unspektakulär: Sie haben einen CO2-Messer (Dräger Multiwarn), bei dem sie die Außen-CO2-Werte auf 100% setzen und dann mit einem Röhrchen unter die Plane gehen und den Innen-CO2-Gehalt messen. Wenn der bei 200 oder 400 liegt, könnten Menschen drin sein und sie kontollieren nochmal genauer.
Das funktioniert natürlich nur bei LKWs mit Planen und nicht bei Metall-Teilen. Das finanziert die Transportunion (IRU) alles selber und macht somit den Job des Staates...
In England, so konnte ich rauskitzeln, arbeitet man auch mit Röntgenstrahlen, die seien ganz harmlos und überhaupt.
Infrarrot-Kameras setzt man nicht ein, sicher auch aus Kostengründen.
Was lehrt uns das? Die nächtens (!) stattfindende Veranstaltung mutete wie eine Safari an, bei der man scheues Wild aufzuspüren gedachte. Die ca. 60 Entscheidungsträger im Bus spähten in die Nacht, um "sie" zu sehen: die Flüchtlinge.
Irgendwie alles ein bißchen pervers, wie da über Menschen gesprochen wurde, die zwar nicht in ihre Heimatland (z.B. Iran, Irak etc) abgeschoben werden dürfen, aber auch nicht nach GB sollen, wo sie vielfach ihre Verwandschaft haben.
"Die sind ja so gerissen, man merkt gar nicht, wenn die sich auf den LKW schleichen".
Alles sehr seltsam. Wenn die Flüchtlinge entdeckt werden, wirft man sie im übrigen raus, nimmt ihre Daten auf und sie klettern in den nächsten LKW.
Vielleicht interessiert auch der Datenreisebericht BuTa Anhoerung.